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Feueropal:
Tor zum Universum
Ankauf Wittenstein AG
Dezember 2004 |
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Ausstellung / Edelsteinbilder
im Atrium Wittenstein
Stein Seele Mensch
25. Wittenstein-Ausstellung mit
Künstlerin Veronica Heierth-Hug
C.A.T. Schroedinger
Eine akademisch-künstlerische
Ausbildung im herkömmlichen Sinne hat sie nicht. Sie hat Architektur
studiert. Doch neben viel Autodidaktischem hat Veronica Heierth-Hug
ihr künstlerisches Rüstzeug sich natürlich bei ihren
etablierten Kollegen und Kolleginnen geholt, auch wenn sie sich keiner
von deren künstlerischen Vereinigungen angeschlossen hat. Dennoch
gehört sie zu den künstlerischen Entdeckungen des neuen Jahrtausends
in der Region. Edle Steine haben es ihr angetan. Wie andre Künstler
das Wesen von Blumen, Stilleben, Landschaften, Menschen zu erfassen
suchen, tut Veronica Heierth dies mit Smaragden, Rubinen, Saphiren...
Die Wittenstein AG hat sie nun zur 25. Ausstellung in ihr Atrium eingeladen.
C. Adrian Timon Schroedinger führte das nachfolgende Interview
mit der Künstlerin
CAT Schroedinger:
Weshalb Edelsteinbilder und nicht Blumen. Landschaften und Stilleben?
Veronica Heierth-Hug:
Ich male doch Landschaften. Zum einen finden sich meine Kalenderblätter,
die ich vor einigen Jahren schon - das war im (lacht) letzten Jahrtausend
- gemalt habe, in der Ausstellung, zum andern unterscheiden sich diese
Aquarelle gar nicht so sehr von meinen Edelsteinbildern. Auch da kann
der Betrachter in meinen Versuchen, das Licht aus der Tiefe einzufangen,
Landschaften entdecken. Das ist allerdings wie beim Betrachten ziehender
Sommerwolken: jeder sieht 'was anderes.
CAT Schroedinger:
Und weshalb Edelsteine?
Veronica Heierth-Hug:
Da sind zwei Dinge zusammen gekommen. Zum einen habe ich damals
ein Buch über 'die Heilkraft der Steine' gelesen, mehr so aus der
Distanz, weil mir das Thema doch arg esoterisch vorkam - schlichte Glaubenssache.
Zum anderen begegnete ich damals bei einer Edelstein-Ausstellung einem
Menschen, der für Edelsteine lebt und mich für das Thema begeisterte:
Klaus Synowzik, der mit den Steinen nicht nur handelt, sondern überall
auf der Welt selber sucht und ausgräbt, für gute Stücken
um die halbe Welt reist und zu jedem größeren Stein eine
Geschichte erzählen kann. Er hat mir solch ein Teil in die Hand
gelegt, einen dunkelroten Sternrubin, etwa so groß wie mein Daumen
hier, oval..., ein richtiger Handschmeichler, ein wunderschöner
Stein. Erst zwei Jahre später habe ich dann erfahren, dass ein
Sammler Klaus dafür 8 Millionen Mark geboten haben soll. Aber um
den geldlichen Wert der Steine geht es bei mir gar nicht. Meine mir
liebsten sind meine Feuerreiskörner, zwei kleine, reiskorngroße,
orangefarbene Feueropale aus Mexico.
CAT Schroedinger:
Wie gehen Sie da vor, wenn Sie -ihre Ausstellung heißt Stein Seele
Mensch - das Licht der Edelsteine auf Papier bannen?
Veronica Heierth-Hug:
Das ist ein eher intuitiver Vorgang. Manchmal trage ich einen Stein
tagelang in der Hosentasche mit mir herum unterm Taschentuch, neben
dem Klimpergeld. Und je nach Tageszeit, wenn ich den Stein herausziehe
und betrachte, sieht er anders aus, löst bei mir und anderen Betrachtern
andere Gefühle aus, ein anderes Erleben. In einer Art Meditation
versuche ich mich in den Stein hineinzudenken, und was ich dabei sehe
und empfinde, das versuche ich dann in meine Hände fließen
zu lassen, die zu den Farben greifen und übers Papier huschen,
Farben, Formen zeichnen, die wirklich aus dem Innersten heraus gemalt
werden. Nur selten kommen dann, wenn dieser Prozess abgeschlossen ist,
ein paar Striche hinzu, die der Verstand meint, verbessern zu müssen.
CAT Schroedinger:
Soviel zu 'Seele'. Und der Mensch?
Veronica Heierth
Hug: Der Mensch ist er selber. Jeder Betrachter für sich. Ich
sagte doch schon, das ist wie bei den Wolken. Jeder kann daraus für
sich selber etwas anderes ziehen. Der eine sieht Landschaften, der andere
hat beim Betrachten irgendwelche Gefühle und wenn er die einem
Dritten verdeutlichen will und ihn zum gemeinsamen Betrachten holt,
dann hat sich das Bild schon wieder verändert, denn das Beschreiben
des eigenen Innern, das man beim Betrachten fühlt, verändert
dieses Gefühl bereits, verändert das Empfinden, verändert
das Bild. Das ist wie das Leben selbst, ein ständiger Fluss. Zu
diesem Thema gibt es unzählige Bücher... für mich ist
das wie in Hermann Hesses Geschichte 'Pictors Verwandlungen'. Da geht
es auch um einen 'Karfunkelstein'. Karfunkel, das sind rote Granate.
CAT Schroedinger:
Sie malen mit Pastellkreide. Warum?
Veronica Heierth-Hug:
Es ist ein sehr leichtes Material, das nur ganz lose eine Verbindung
mit dem Papier eingeht, so dass aus dem weißen Widerschein des
Papiers - weiß ist ja nichts anderes als das komplette Spektrum
des Sonnenlichts - die aufgetragenen Farben von allen Seiten beleuchtet,
sozusagen. Pastellkreide liefert keinen festen, unveränderbaren
Farbauftrag, ist nichts Starres. Die Farbe lässt sich mit den Händen,
mit den Fingern verwischen, in vielfältiger Dichte aufs Papier
bringen. Sie ist das, was ich über die Seele gesagt habe, etwas
Leichtes, etwas Schwebendes, aber auch, wenn unter Druck verdichtet,
etwas deutlich Fassbares, eine klare Kontur, etwas Undurchdringliches
- wie ein Knoten in der Seele - das sich aber im Umdrehen, im nächsten
Darüberstreicheln verwischt und auflöst. Pastell ist so etwas
wie die materielle Entsprechung meiner Vorstellung von Seele, und damit
doch das ideale Material für diese Art Bilder.
CAT Schroedinger:
Wie kommt jemand wie Sie, die Architektur studiert hat, , dazu solche
Bilder zu malen?
Veronica Heierth-Hug:
Ich mache doch nichts anderes, als Räume zu entwerfen. Nur
halt keine rechteckigen Beton-Zimmerchen mehr. Ich habe in diesen Bildern
versucht, innere Räume zu entwerfen, fest zu halten. D.h., fest
gehalten sind diese Räume ja in den Steinen, in jenen kleinen Stücken
eines festen Koordinatensystems, das der Mensch wohl braucht, um existieren
zu können. Das Streben nach materiellem Besitztum "mein Haus,
mein Auto, mein Boot" ist doch nichts anderes als der Versuch,
mit festen Bezugspunkten ein Koordinatensystem fürs eigene Leben
zu schaffen. Vielleicht kommt dazu beim Einen oder Anderen auch "mein
Stein" als Ausdruck des Koordinatensystems seiner Seele... Es kommt
ja nicht von Ungefähr, dass Esoteriker Steine den Tierkreiszeichen
zuordnen, den Jahreszeiten, Stimmungen, Krankheiten, Lebenssituationen.
Auch das sind Versuche feste Bezugspunkte zu finden. Und - ich glaube,
Ernst Bloch hat gesagt, Architektur sei schon, wenn man einen Stab in
den Wüstensand steckt - das ist es doch, warum es in der Architektur
geht: Beziehungen zwischen Punkten herzustellen. und daraus Raum entstehen
zu lassen. Ein Punkt, das sind Sie als Betrachter, die anderen, das
sind meine Bilder.
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